Zum Umgang mit Risiken wird in den Ingenieurwissenschaften eine Reihe von Methoden angewandt, die helfen, Risiken zu identifizieren, zu bewerten und die Auswirkungen von Risiken zu minimieren.
Dazu gehören beispielsweise die FMEA (Fehlermöglichkeits- und Einflussanalyse) und die Fehlerbaumanalyse. Diese Methoden helfen, die Zuverlässigkeit und Verfügbarkeit von technischen Systemen zu erhöhen.
Auch für die Versorgung mit Trinkwasser ist eine entsprechende Betrachtung sinnvoll. Nur wenn Szenarien betrachtet und Ziele definiert werden, kann die Zuverlässigkeit der Trinkwasserversorgung auf wirtschaftliche Weise verbessert werden. Ohne entsprechende Betrachtungen bleiben Aussagen beispielsweise über Sicherheit der Bevölkerung im Not- oder Krisenfall inhaltslose Worthülsen, Phrasen.
Ein wichtiger Ansatz zur Erhöhung der Zuverlässigkeit ist die Verbindung der Wasserversorgungen der beiden Orte – dafür ist jedoch keineswegs der Bau neuer Wasserbehälter erforderlich. Darüber hinaus kann ich in den mir vorliegenden Unterlagen zur Planung der Trinkwasserversorgung (Wasserbehälter) nicht einmal ansatzweise Betrachtungen des Risikomanagements erkennen.
Als relevante Fragestellungen für das Risikomanagement würde ich bewerten:
Bedeutung kurzfristiger oder langfristiger Ausfälle der Wasserversorgung
Kurzfristige Ausfälle sind zwar unbequem, in den meisten Fällen jedoch wenig kritisch. Kurzfristige Ausfälle erwarten uns in Form von Rohrbrüchen als Folge der Erhöhung des Wasserdruckes wohl mit erhöhter Wahrscheinlichkeit – aber gegen Rohrbrüche helfen auch große Speicher nicht.
Viel kritischer dürften längerfristige Ausfälle sein, die dazu führen, dass über einen oder mehrere Tage kein sauberes Trinkwasser zur Verfügung steht – beispielsweise in Not- oder Krisenfällen. Diese Risiken steigen derzeit, leider bis hin zu radioaktivem Fallout oder Kriegshandlungen. Gerade in solchen Fällen kann Oberflächenwasser oder Regenwasser nicht genutzt werden, Grundwasser bleibt jedoch unbeeinflusst.
Diese Betrachtung ist wichtig, denn Wasserbehälter können nur kurzfristige Ausfälle überbrücken. Für längerfristige Ausfälle hilft nur ein zuverlässiger Zugriff auf die Ressource Grundwasser durch hoch verfügbare Brunnen.
Welche Maßnahmen können die Zuverlässigkeit und Verfügbarkeit der Wasserversorgung erhöhen, was davon ist wirtschaftlich sinnvoll und vertretbar
Einen wesentlichen Beitrag zur Erhöhung der Zuverlässigkeit und Verfügbarkeit der Wasserversorgung leisten einerseits Maßnahmen, die dafür sorgen, dass der Ausfall einer einzelnen Komponente nicht zum Ausfall des Systems führt. Das können beispielsweise redundante Pumpen für die Brunnen sein.
Andererseits wird die Verfügbarkeit durch Maßnahmen erhöht, die helfen, Ausfallzeiten von Komponenten oder des Systems möglichst kurz zu halten. Das kann beispielsweise Lagerhaltung kritischer Ersatzteile sein, so dass diese bei Ausfällen nicht erst bestellt und geliefert werden müssen. Dies ist im Fall gestörter Lieferketten – beispielsweise im Krisenfall – von besonderer Bedeutung.
Die Frage nach wirtschaftlich sinnvoll und vertretbar ist bei Risiken, die in ihrer Wirkung nicht wirtschaftlicher Natur sind, schwer zu beantworten. Eine Hilfe zur Beurteilung kann die Unterscheidung nach essentiellen, lebensbedrohlichen Risiken im Gegensatz zu Risiken, die nur in Unbequemlichkeiten resultieren, sein. In diesem Zusammenhang sind kurzfristige Ausfälle der Wasserversorgung (wenige Stunden) – wie oben dargestellt – wohl nicht so essentiell wie langfristige Ausfälle (mehrere Tage). Als Folge dieser Einschätzung sind Maßnahmen, die zu verlässlichem Zugriff auf das Grundwasser führen und vergleichsweise kostengünstig sind (z.B. redundante Brunnenpumpen, Notstromversorgung an den Brunnen), wohl sinnvoll, während mit sehr hohen Kosten verbundene Maßnahmen, die eher der Überbrückung kurzfristiger Unterbrechungen der Versorgung dienen (wie selbst wesentlich überdimensionierte Behälter), wirtschaftlich eher wenig sinnvoll und vertretbar sind.